Landingpage und Kampagne für die Volksairline
Mehrere Fluggesellschaften scheiterten mit Flügen ab Bern-Belp. In dieser Situation beschloss der Flughafen, seine eigene Volksairline auf die Beine zu stellen. Doch wie bringt man Bernerinnen und Berner von nebenan dazu, mit ihrem Ersparten eine Airline zu unterstützen — und das in Zeiten von Klimabewegung und Flugscham? Mit Berner Testimonials als Vorreiter, die aus dem Crowdfunding eine Bewegung machten!
Die Kampagne für flyBAIR realisierten wir in Zusammenarbeit mit den Agenturen Republica und Kargo Kommunikation.
Aufgabe
Seit dem Ende von Skywork im August 2018 gab es keinen regelmässigen Flugverkehr mehr für Privatpersonen ab Bern-Belp. Keine weitere Fluggesellschaft wollte es an diesem Standort nochmals wagen. Doch ohne Hausairline war der Flughafen langfristig nicht finanzierbar.
Da beschloss der Flughafen, seine eigene Volksairline auf die Beine stellen. Die Idee: Mit der Bevölkerung an Bord ist nicht nur die Akzeptanz grösser, sondern auch eine eigene, neue Stammklientel geschaffen. Eine Million Franken war hierzu notwendig. Den Betrag wollte man aus einem Mix an Crowd- und Equityfunding aufbringen, also mit privaten Förderern und Kleinaktionären. Zur Zielgruppe gehörten Personen aus dem Grossraum Bern ab 20 Jahren – Bernerinnen und Berner von nebenan, die bequem von Belp in die Ferien fliegen wollen.
Herausfordernd war, dass das Crowdfunding im November 2019 just zu einem Zeitpunkt stattfand, als die Klimabewegung den Wahlherbst prägte und die Fliegerei aufgrund der Flugscham wenig Sympathien genoss. Grösste Befürchtungen waren, dass sich die Zielgruppe aufgrund negativer Berichterstattungen über CO2 und Fliegerei nur schlecht mobilisieren lässt und sich sogar eine Gegenbewegung formieren würde.
Lösung und Idee
Der Insight: Fliegen ab Bern-Belp ist für die Bernerinnen und Berner eine Herzensangelegenheit — das wusste schon die Musikband Patent Ochsner. Idee war, schlummernde Emotionen aus dem Dornröschenschlaf zu wecken und aus dem Projekt eine Bewegung zu machen.
Was es dazu brauchte? Bekannte Berner Persönlichkeiten und Lokalprominente wie Nicole Loeb vom gleichnamigen Kaufhaus in Bern, Nina Burri (Kontorsionistin und Balletttänzerin), Claudine Esseiva (Berner Stadträtin) oder dem Direktionspräsidenten der Spitalgruppe Insel, Uwe E. Jocham. Sie gaben der neuen Airline nicht nur ein Gesicht, sondern vereinten in den sozialen Medien als Vorreiter die Leute hinter sich.
Auf Social Media wuchs eine Community heran. Ein Herdeneffekt aktivierte immer mehr Personen und brachte weitere dazu, sich der Bewegung anzuschliessen, welche wie eine Welle immer grösser wurde.
Journey
Das Crowdfunding fand vom 1. November bis 2. Dezember 2019 statt. Medienarbeit sorgte für ein konstantes Grundrauschen. Reichweite schufen Online- und klassische Werbung. In den sozialen Medien überzeugten Berner Testimonials vom Projekt mit Beiträgen auf ihren eigenen und auf den Kanälen von flyBair. Weitere Informationen zum Crowdfunding (Höhe der Beträge, Unterscheidung zwischen Spenden und Erwerb von Aktien) gab es auf der Landingpage flybair.ch/, wo man in einem Webshop auch sein Zeichnungsrecht für die Aktien sichern konnte. Wer die Airline unterstützte, trat der Community bei. Auf der Landingpage standen Förderer:innen mit Namen und Foto hin und ermunterten so weitere Websitebesucher:innen, es ihnen gleich zu tun.
Ergebnisse
Bis zum Ende des Crowdfundings am 2.12.2019 wurden in 32 Tagen insgesamt CHF 1’124’416.- gesammelt (das Crowdfunding wurde um einen Tag verlängert). Das sind knapp 13% mehr als angestrebt.
Während des gesamten Zeitraums gab es lediglich 4% negative Berichte in Print, Radio, TV und Internet (Total 497 Artikel und Medienbeiträge). Rund 40% waren positiv. Durch Erwähnungen in On- und Offlinemedien konnten 6,18 Millionen Kontakte generiert werden.
Dazu kamen rund 349‘000 Impressions in den sozialen Medien und Engagement-Raten von 4,3% auf Instagram, 5,4% auf Twitter und 8,1% auf Facebook. Keine schlechten Werte, wenn man bedenkt, dass die Zielgruppe 837‘900 Personen umfasste (entspricht der Wohnbevölkerung des Kantons Bern ab 20 Jahren) und ein Mediabudget von lediglich CHF 35‘000.- zur Verfügung stand.